Wie es jemand schafft, innerhalb von einem Telefonat fünf Lügen abzusondern ist mir ein Rätsel.

Ich: Nein.

Er: Doch.

Ich: Ach du kannst mich mal.

… ich war im Spinnenkeller. Musste den Heizölstand ablesen.

Vorbereitungen: Pulli, Jacke drüber, Reissverschluss zu. Socken, feste Schuhe, gut zugeschnürt. Lieblingsjeans, geht bis auf den Boden. Haare fest zusammenbinden.

Mantra sprechen: Du schaffst das. Aber natürlich schaffst du das.

Draussen erstmal den Hauptschalter der Heizung ausmachen, damit der Kessel nicht losbrennt, wenn ich gerade daneben stehe. Mir würde das Herz stehenbleiben.

Von der Tür bis zur Pumpe ist es nur etwas mehr als ein Meter. Reicht aber – man muss zwei Schritte gehen und oben hängen Rohre. Da wohnen sie.

Also Tür auf, durchatmen, zum Glück habe ich die Telefonseelsorge am Ohr. Licht an, Tunnelblick einschalten, geradeaus starren, Kopf einziehen, zwei Schritte gehen. Am Hebel ziehen, Luft anhalten, warten. Nochmal ziehen, warten. Und nochmal. Der Puls rast, atem stockt. Ölstand ablesen. Raus.

Dann noch zweimal rein, diverse andere Sachen ablesen. Schnell weg da!

Anflug von Euphorie, ich habs geschafft.

Weiß immer noch nicht, wie es hinten links in der Ecke aussieht, hab mich nicht getraut zu gucken. Wer was vor mir verstecken will, weiss ja jetzt, wo.

Es grüßt die Heldin des Tages.

Nein, ich werde nicht in den Spinnenkeller gehen, um die Heizung einzuschalten.

Mache jetzt die Augen zu (die sind ohnehin längst eingefroren) und bewege mich nicht mehr vom Fleck, bis Sommer ist.

Wer was von mir will, kann ja mit dem Föhn versuchen, mich vom Schreibtisch abzutauen ...

Als erstes schmeiss ich jetzt mal den Fernseher aus dem Fenster. Dann zerstöre ich den Briefkasten und konfiguriere die Firewall so, dass nur noch 3 ausgewählte Websites angesurft werden können. Das Radio in der Küche darf bleiben für den Fall einer Kernschmelze in Neckarwestheim.

Dann gehe ich noch schnell einkaufen: Nudeln, Reis, Konserven, Dauerwurst, Nutella und haufenweise Mehl zum Brot backen. Und dann lasse ich die Rollos runter. Für die nächsten sechs (?), sieben (?) oder acht (?) Wochen.

Und wenn irgendjemand wagt, in meiner Gegenwart noch einmal das Wort "Fussball" auszusprechen, der kriegt echt sowas von auf die Fresse!

Unser Verhältnis ist derzeit wieder ausserordentlich angespannt.

Merke: Wenn der Kollege die Telefonkonferenz verbockt, lege dir eine Nagelfeile zurecht, so kannst du dir wenigstens die Zeit mit Maniküre vertreiben, während im Hintergrund die Pausenmusik dudelt.

Falls Nackenschmerzen oder Ohrenbluten auftreten, stelle dir vor wie es wäre, dem Kollegen mit der Nagelfeile ins Auge zu stechen.

Uta Ranke-Heinemann in einer Talkshow im Dritten (BW). Großartig, die alte Schachtel in ihrem grünen Kleid!

Gestern sah es anfangs noch so aus, als würde der Bagger erstmal nur Gräben ziehen, um das Grundstück für die Versorgung zu erschließen. Heute ist es aber klar - das ist der Aushub für die erste Reihe Häuser. Ab und zu hält ein Golf oder ein Sharan auf der Straße und heraus hüpfen zwei Eltern und zwei Blagen (Marvin und Lisa, wahlweise auch Lara und Yannik). Man will von anfang an dabei zusehen, wie das neue Eigenheim entsteht.

Auf der Gemeinderatssitzung wurde noch beteuert, es bestünde für die neuen Häuser keine Hochwassergefahr, man werde aufschütten und die Häuser erhöht bauen. Was ich hier sehe, sieht ganz anders aus. Die Oberkante des Kelleraushubs scheint unter der Linie zu liegen, die bei einem etwas kräftigeren Hochwasser spielend erreicht wird. Aber wenn die meinen ...

Und wieder einmal verrät mir mein Blick in die Kristallkugel: Großes Jammern. Aber wer 280.000 Euro für Grundstück und Reihenhaus mit handtuchgroßem Garten und direkter Beteiligung am Familienleben der Nachbarn hinblättert, hat vielleicht auch nichts anderes verdient? Ich finde das jedenfalls bescheuert.

Heute morgen vom Schreibtisch aus.



Heute war Baggerbiss. Wie lange dauert es, eine Reihenhaussiedlung hochzuziehen?

Ich muss kotzen!

6.07 Uhr: Aufstehen, leichtes Ziehen zwischen den Augen.

7.00 Uhr: Am Schreibtisch, liegengebliebenes abarbeiten, Ziehen wird zu leichtem Pochen.

8.30 Uhr: Erster Gedanke an Schmerzmittel.

9.30 Uhr: Mann mit Hammer schlägt zu, Brechreiz, den Kollegen mit schweren Repressalien drohen, falls einer wagt anzurufen.

9.35 Uhr: 1. Versuch, Tablette zu schlucken. Scheitert.

9.36 Uhr: 2. Versuch. Ekelhaft! Klappt.

9.37 Uhr: Rollo runter, hinlegen. Jammern. Einschlafen.

11.00 Uhr: Aufwachen, Kopf schütteln, alles klar.

11.01 Uhr: Euphorie.

11.02 bis 13.30 Uhr: Kreative Phase, 3 ToDos von der Liste streichen.

13.31 Uhr: Rückfall, vierte Aufgabe wird zur Qual. Schweissausbrüche. Schüttelfrost.

15.30 Uhr: Hinlegen. Schlafen.

17.30 Uhr: Von Alpträumen aufwachen. Herzklopfen. Ein halbes Kilo Schokolade essen (Rekordzeit 19,2 Sekunden)

17.35 Uhr: Die Schokolade wirkt, leichter Anflug von Euphorie. Rest des Abends auf dem Sofa liegen. Gestern verpasste Lindenstrasse im Internet angucken.

22.30 Uhr: Ins Blog schreiben.

23.00 Uhr: Meditieren, dass morgen besser wird.