Ich saß an meinem 30sten Geburtstag morgens mit der Zeitung am Tisch und wunderte mich über die weißen Pünktchen in der schwarzen Schrift. Dachte noch, na da haben die wieder Mist gebaut an der Druckmaschine. Bis mir das irgendwann komisch vorkam.

Ich knippte abwechselnd beide Augen zu und sah, dass nicht die Zeitung schuld war, sondern mein linkes Auge. Wolken aus weißen Sprenkeln, stark eingeschränkte Sicht. Panik. Notarzt.

Der hat mich kurz untersucht und was von "ganz normalen" Flecken auf dem Glaskörper gefaselt. Ich solle einfach zwei Tage später am Montag zu meinem normalen Augenarzt gehen. Heute weiß ich, dass der Arzt Arsch mein Problem hätte erkennen müssen. Dann wäre mir die Totalerblindung erspart geblieben.

Bis Montag morgen hatte ich dann den Salat - nichts mehr - nur noch weiß. Licht, sonst nichts. So fühlt sich das also an.

Der Augenarzt sagte: neurologisches Problem. Anschließend beim Neurologen fiel das Wort Tumor. Weiter zum Kernspin. Die wollten mich wegschicken. Termin erst in drei Monaten möglich.

"Hören sie, ich bin über Nacht auf einem Auge blind geworden – sie können mich doch jetzt nicht wegschicken!"

"Doch. Als Privatpatientin würden wir sie natürlich gleich drannehmen."

Ich bin wie angewurzelt stehen geblieben, bis ich dran kam. Diagnose Sehnerventzündung.

In den folgenden Tagen hing ich hauptsächlich an Infusionen und nahm noch wochenlang hoch dosiert Cortison mit der vollen Breitseite an Nebenwirkungen. Verdacht auf MS. Zum Glück bis heute kein weiterer Ausfall.

Nach acht Wochen war der Schleier wieder weg. Farben kann ich links nicht mehr so gut sehen. Und ich schiele seither.

Was muss passieren, dass sich einem das Hirn entzündet?

Die Wetterfrösche und Klimakenner sagen für dieses Jahr eine Zeckenplage voraus – wegen dem warmen Winter. Passt auf euch auf, lasst euch nicht beißen. Die Dinger sind wirklich gefährlich!