Der perfekte Tag

Das Hotelzimmer in Kunming ist nicht schön, aber für eine Nacht okay. Es ist eben China - da kann man nicht so viel erwarten. Der Teppich vor dem Bad ist nass, und ich trage die Papierlatschen, die immer für Hotelgäste bereit stehen. Der Tag war aufregend - es ist eben China, da ist alles aufregend. Zu Abend gab es sehr scharfes Essen, so scharf, dass mir schwarz vor Augen wurde.

Ich schlafe gut - es ist eben China, und da ist mein Herz zu Hause.

Morgens stehe ich früh auf. Kaffee gibt es nicht, aber Fettgebackenes und scharf eingelegtes Gemüse. Auf dem Weg zum Flughafen sehe ich Kunming erwachen. Es wird gerade hell.

Beim Checkin muss ich meine Schuhe ausziehen. Im Flugzeug riecht es unangenehm nach nasser, ungewaschener Kopfhaut. Wir sind oben, und ich sehe, wie der junge Jangtse seine Schleifen durch Shangri-La zieht.

Zhoungdian. Der Flieger landet, ich betrete das Rollfeld. Noch nie habe ich so etwas Schönes gesehen. Die Luft ist dünn hier oben, es ist ein Geräusch darin, das ich noch nie gehört habe. Es ist der blaueste Himmel, den ich je gesehen habe, und die paar Wolken darin spielen fangen. Ich will mich hinlegen und den Boden küssen. Ich bin in Shangri-La!

Das Taxi bringt mich zum Hotel. In der Mitte des Kreisels steht eine Pagode. Der Fahrer dreht wie immer eine Ehrenrunde, denn das bringt Glück.

Ich mache das Fahrrad startklar und fahre los. Im Kreisel drehe ich eine Ehrenrunde um die Pagode. Die Fahrt ist anstrengend auf 2000 Meter über n.N., aber das ist egal, denn am Horizont sehe ich die Zacken des Himalaya, und die sanfte Landschaft entschädigt mich für jegliche Anstrengung.

Ich durchquere eine Ebene über Schotterwege. Hier gibt es nur Weiden und kleine Brücken, die über den Bach führen. Es herrscht ungeahnte Stille, und auf den wenigen Bauernhäusern wehen bunte Fahnen im Wind, die Auskunft darüber geben, ob der Sohn der Familie im Kloster ist.

Ich bin in einem Bauernhaus eingeladen, einen Buttertee zu trinken. Er schmeckt seltsam ranzig, aber er ist heiß und fettig und stärkt mich. Dazu esse ich eine Mango die besser schmeckt als alles Obst, das ich kenne.

Auf der Weiterfahrt sehe ich am anderen Ende der Ebene den kleinen Bruder des Potala. Ich mache Rast an einer heißen Quelle und bade darin. Es regnet ein bißchen.

Es ist schon später Nachmittag und ich gehe auf den Markt. Die Stände quellen über von Obst und Gemüse. Alles ist bunt und zeugt vom übermäßigen Reichtum des fruchtbaren Bodens. Und die Mönche in ihren lilafarbenen Gewändern telefonieren mit dem Handy und machen alles nur noch bunter.

Ich esse zu abend. Es gibt Kartoffelpuffer, Jiaozi, Yakfleisch, Obst, Joghurt und viele undefinierbare Speisen. Dazu mildes Bier. Zum Nachtisch esse ich meine heißgeliebten fäden ziehenden Äpfel.

Ich gehe nochmal vor die Tür und lasse meinen Blick schweifen. In der Dunkelheit zeichnen sich sanfte Hügel ab, und die Luft singt immernoch seltsam.

Ich atme tief ein und denke, dass dies der Ort ist, an den ich immer wieder zurück will.





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