Freitag, 6. Juli 2007

Blitzlichter eines Krankenhaus-Tages

In der Ambulanz: "Wer sind sie denn?" Ich so: "Ich bin die und die und will dies und das und ...". Die Schwester: "Aaajja, gehen sie mal auf Station 3". Auf dem Weg zu Station 3 laufe ich fünfmal bis ans Ende eines toten Krankenhausganges und frage mich, ob ich in einer Endlosschleife des Raum-Zeit-Kontinuums gefangen bin. Ein Fahrstuhl rettet mich.

Auf Station 3: "Ich bin die und die und will dies und das und ..." Die Schwester: "Jaaaaa, daaaaa müssen sie erstmal runter zur Anmeldung und blablabla ...". Auf dem Weg zur Anmeldung laufe ich mir drei Blasen an die Füße und muss mehrmals eine Rast einlegen, auf der es nichts zu essen gibt, weil nüchtern bleiben, is ja klar. Ich finde die Anmeldung irgendwo da hinten.

An der Anmeldung: "Ich bin die und die und will ..." "Da sind sie hier falsch. Ihnen wurde ja noch gar kein Blut abgenommen!" Ich so: "Aber wieso denn?" Sie so: "Egal, ich nehm sie mal auf."

Zurück auf Station 3: "Ich bin wieder da." Die Schwester: "Ich hab jetzt rausgekriegt wer sie sind, hier ist ihr Bett." Na immerhin bin ich nun bekannt. Die Thrombosestrümpfe machen mir ein schlankes Bein. Schick, und die Zehen können durch ein Loch atmen.

"Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?" "???"

Eine Stunde später in meinem 4-Bett-Zimmer: "Gleich sind sie dran. Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?"

Man rollt mich runter in den OP. Im Fahrstuhl werde ich von der Schwester gefragt: "Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?" Ich so: "???"

Werde freundlich an die Anästhesie übergeben. Die Schwester: "Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?" Ich: "Weiß auch nicht".

Bei der Einleitung der Narkose versuchen die mich bei Laune zu halten. Die Schwester fragt: "Wieviel wiegen sie denn?" Ich denke: *hihi* *kicher* *krääääähh* *geilesZeug!!!!* *vierundffffffffffff* und ab in den OP.

Nach dem aufwachen klappere ich mit den Zähnen und sage sehr bestimmt, dass ich aufs Klo muss. "Sie müssen nicht, sie haben einen Katheter." "Ich muss aber!!!" Ich höre im Hintergrund wie jemand flüstert: "Warum hat die denn noch kein Blut abgenommen gekriegt?" und frage mich, was ein Katheter ist und ob ich jetzt ins Bett machen muss. Muss ich nicht, hab ja einen Katheter, aber das begreif mal einer so frisch operiert ...

Drei Stunden später spricht mich der Aufwachraum-Aufpasser an, der gerade Grünkohl mit Bratwurscht gegessen hat (*urks*): "Sie haben sich so schön auf die Seite gekracht, da hab ich sie mal schlafen lassen." Sehr nett von ihm. Er bringt mich in mein Zimmer. Da ist gerade Stadtfest mit Halligalli und allem, die eine telefoniert als wärs das letzte mal, die andere hört laut Musik und die dritte hat ihren kompletten Clan um sich versammelt. Es müssen so ca. 150 Leute da gewesen sein. Ich liege auf dem Rücken und kann nicht anders.

Schwester kommt rein: "So Frau H., will ich ihnen mal Blut abnehmen, gell!"
Mein Blutdruck ist jenseits von Gut und Böse.

Irgendwann drücke ich auf den Knopf, der das Kopfteil vom Bett aufstellt. Ich schwebe ganz langsam nach oben. Die beiden Kinder der Zimmernachbarin gucken mich an, als würde sich Dracula aus seinem Sarg erheben. Ich gucke doof zurück.

Froh, dass auch ein Stadtfest mal ein Ende hat, schlafe ich die ganze Nacht über wie ein Steinchen. Der Tag beginnt erstaunlich fröhlich und leicht, nachdem mir mindestens 8 Meter Tamponade am laufenden Band und der Katheter gezogen werden. Ich fühle mich frei und muss sofort die Station erkunden, irgendwo muss doch ein Kaffee zu organisieren sein. Ich merke, dass ich nerve und dauernd im Weg rumstehe und trolle mich in mein Bett. Ich will hier raus und sage allen die skeptisch sind, dass ich mich großartig hervorragend fühle und ein paar Stunden später stehe ich mit meinem kleinen Rucksack auf der Straße und trete zu Fuß meinen Heimweg an.

So schnell kanns gehen.

Und jetzt ist mir langweilig :-)

Wieder aufgewacht

Ich bin zwar etwas duselig im Kopf, aber zum bloggen reichts.

Da ging ja nichts in den letzten Tagen. War dauernd unterwegs und habe meinen 2-wöchigen Zwangsurlaub geplant und organisiert. Ich war wie angestochen. Bis gestern, da wurde ich operiert. Jetzt sitzliege ich schon wieder hier auf meinem Sofa und weiß nicht so recht, was ich mit meiner Freizeit anfangen soll. Scheinbar hab ich verlernt, Freizeit zu haben. Komisches Gefühl, hier liegen haufenweise Bücher und Zeitschriften rum, aber ich hab keine Lust zu lesen. Jetzt hab ich das, was ich mir während meiner Stress-Phasen so sehnlich herbeiwünsche. Vielleicht bin ich auch einfach noch zu aufgeregt vom gestrigen Tag.

Ich kam um die Mittagszeit unters Messer. Die Narkose war zwar nur kurz, ich bin aber für den Rest des Tages nicht mehr richtig wach geworden. Bis abends um acht hab ich gebraucht um 2 SMS zu schreiben und ein Telefonat zu führen. Wie ich das Abendessen bewältigt hab, weiß ich nicht mehr. Es gab einen kleinen psychedelischen Kurzfilm, als der Pfarrer mit der Bettnachbarin die Messe feierte. Als sie "Lobet den Herrn" sangen dachte ich kurz, das wars jetzt. Sachen gibts! Ich hab die Nacht friedlich durchgepennt und war heute morgen fit wie ein Turnschuh. Hab alle Mitarbeiter auf der Station gelöchert, ob ich denn auch heute schon wieder nach Hause darf. Durfte ich. PUH!

Jetzt bin ich schmerzfrei, mein Blutdruck ist niedrig, mir ist etwas schwummerig, und ich muss rumliegen. Mal sehen, vielleicht gewöhne ich mich ja dran, ans nichtstun.

Jetzt erstmal ein Käffchen :-)

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