Montag, 5. Dezember 2005

Welche Gefahren lauern in den Alpen?

Es ist schon lustig, über welche Suchstrings manche Leute hier im Blog landen. Gestern fragte jemand: "Welche Gefahren lauern in den Alpen?"

Ich kann mich zwar nicht erinnern, hier schonmal über die Alpen geschrieben zu haben, aber Wissensdurst gehört belohnt.

Also - die größte Gefahr, die mir je in den Alpen widerfahren ist, ist das Unterschätzen des Geländes, wenn man dort eine Radtour machen will.

Das war mal im Sommer in der Gegend rund um Garmisch. Eine ausgesprochen "flache" Tour sollte das sein, ca. 50 km lang.

50 Kilometer sind ja ein Witz für eine, die hauptsächlich im deutschen Mittelgebirge unterwegs ist. So dachte ich eben. Und freute mich auf eine sagenhaft schöne Radtour mit dem ein oder anderen Blick auf die Zugspitze und schön ebenen Gelände, weil das halt so ausgewiesen und von Einheimischen versprochen war. Zwischenstation am See, besser gehts ja gar nicht.

Niemand wies mich darauf hin, dass "ebenes Gelände" in den Alpen eben nicht gleichzusetzen ist mit dem, was man aus dem Mittelgebirge kennt. Und so ging es die ersten 35 km bergauf. Aber fies bergauf. Nämlich so, dass man gar nicht merken konnte, dass es eine Steigung gab. Subtil bis zum gehtnichtmehr. Man denkt, man fährt in der Ebene, steigt aber langsam (sehr langsam) und stetig immer höher und kapiert gar nicht, warum die Räder nicht laufen, bzw. die Beine sowas von schwach und Pudding sind.

Ich wollte jedenfalls sterben. Jeden Kilometer aufs neue. Im Restaurant am See war ich schon so durch, dass ich sogar den Krautsalat verschlang, in dem Kümmel drin war, und Kümmel ist für mich so ziemlich das schlimmste Gewürz, das je erfunden wurde - ICH HASSE KÜMMEL!

Nach der Mittagspause am See ging es nochmal 10 km bergauf, und ich war nur noch ein Häufchen Elend. Schmerzen im Hintern, in den Beinen, in den Armen und überall sonst. Haß auf die Alpen, die Landschaft, die Zugspitze und aufs Radfahren. Zum Glück kam dann eine lange Abfahrt, sonst wäre ich dem ein oder anderen Mitbürger an die Gurgel gegangen.

Das, mein lieber Google-Freund, ist das schlimmste, was mir so in den Alpen passiert ist. Abgesehen mal von der Nummer mit der schlimmen Silvesterfeier im Berchtesgadener Land, die ich hier aber diskret verschweigen werde.

:-))

Mein roter Traum

Als ich damals meinem Chef sagte, dass ich raus will, muss, dass die Firma nichts mehr für mich ist, alles Scheisse, alle blöd, ich alleine weitermachen will, selbständig, da meinte er: "Wenn Du unbedingt mehr Geld verdienen willst, mach doch." Irgendwie beleidigt. Das war so lächerlich - als wäre es mir je ums Geld gegangen. Es war der Job und die New Economy, die mich fertiggemacht haben. Ich wär da vor die Hunde gegangen, wäre ich geblieben.

Ich hab dann bei Null angefangen, bekam Überbrückungsgeld, das wirklich notwendig war - ohne wäre es nicht gegangen.

Ich reisse mir jetzt seit über drei Jahren den Arsch auf, mache gute Arbeit, bin immer fair. Ich denke bei meiner Arbeit nie über Geld nach. Ich mache Angebote mit normalen Stundensätzen. Berechne Zusatzaufwand, wenn nötig. Aber das ist immer Nebensache, nimmt mich nichtmal zu 5 Prozent in Anspruch. Und trotzdem - oder gerade weil Geld keine Rolle spielt, habe ich jetzt ein solides finanzielles Polster.

Als es anfing, dass plötzlich Geld da war, habe ich mir überlegt, was ich denn mal damit tun könnte. Wollte einfach mal eine größere Summe ausgeben, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. Es wurden dann Wanderschuhe und ein Paar sehr ordentliche Socken dazu. Mehr ist mir nicht eingefallen - ich bin viel zu unkreativ im Geldausgeben. Aber ich wollte mich belohnen, mir was Gutes tun, dafür dass ich über drei Jahre lang oft bis zur Erschöpfung gearbeitet habe.

Da kam der Gedanke mit dem Auto. Ein Auto, das nur mir gehört. Eins das so klein ist wie ich und dazu noch schön aussieht. Ich fand den Gedanken, ein Prestigeobjekt zu besitzen, verwerflich und gleichzeitig faszinierend. Die Faszination hat dann gesiegt, und ich habe mich in die Idee reingesteigert, ein Mini Cabrio haben zu wollen. Ich habe lange mit mir gerungen, ob das geht. Ob nicht Bescheidenheit mir angemessener wäre.

Vorhin habe ich ihn abgeholt. Er ist rot, und er ist ein Traum!

Noch am Autohaus habe ich "Lost My Touch" von The Church eingeschaltet und die Bässe reingeknallt. Bin losgefahren und hab vor Freude geheult.

Und auf einmal war da die Erinnerung an meinen ehemaligen Chef und sein Sprüchlein vom Geld. Ich hab kurz überlegt, ob er vielleicht recht damit hatte, dass es mir immer nur ums Geld ging.

Hatte er nicht. Der nicht messbare Wert dessen, was ich mir hier geleistet habe ist so viel größer. Das hier ist meine Belohnung. Für jedes Wochenende arbeiten, für 24-Stunden Telefonbereitschaft, für Existenzangst, für morgens um sechs am Rechner sitzen, für nie wirklich abschalten können.

Gerade weiss ich sehr genau, warum ich das alles mache.

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