Freitag, 19. April 2013

For everything there is a season

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Mein Vater dachte, es sei ein Herzinfarkt. Er kam mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus und "zum Glück" stellte sich heraus: Nur Gallensteine, die die Schmerzen verursacht haben. Er wurde operiert und alles schien gut - Erleichterung. Am Tag nach der Operation bekam er so starke Schmerzen, dass man ihn ins künstliche Koma legen musste. Drei Wochen später war er tot. Innerlich vergiftet von seinen eigenen Gallensäften. Bei der OP war was kaputt gegangen.

Meine Mutter war bei ihm. Man sagte ihr, dass man die lebenserhaltende Medikation nun abstellen würde. Ich bekam den Anruf, dass es soweit sei. Zehn Minuten später stand ich bei meinem sterbenden, immernoch im Koma liegenden Vater am Bett.

Am Monitor konnte man beobachten, wie sein Herz immer langsamer wurde. Wir standen nur da - eine Stunde lang - berührten ihn, ruhig und gefasst. Mama, jetzt ist es gleich vorbei. Dann die Nulllinie. Stille. Die Warngeräusche der Geräte wurden schon vorher abgestellt. Da lag mein toter Vater, sanft eingeschlafen, und mein eigenes Leben stand still. Etwas Unfassbares war geschehen, und das echte Leben verschwand irgendwo hinter einem Schleier.

Die nächsten Tage war ich wie betäubt. Es gab Dinge zu erledigen. Aber alles auf Sparflamme.

Zur Trauerfeier kamen viel mehr Freunde und Verwandte als wir erwartet hatten - ein schöner Tag mit vielen Tränen, Begegnungen, tröstenden Worten - jedes einzelne unbezahlbar wertvoll. Die anderen weinen zu sehen rührte und beruhigte mich. Ein Tag voller Liebe und Lebendigkeit.

Ich fand leicht wieder in den Alltag zurück. Was blieb, war ein dumpfer Schmerz. Erst nach ein paar Monaten wurde der Schmerz immer stärker und grenzte teilweise an Verzweiflung. Dann wurde es wieder besser bis zum ersten Weihnachten ohne Papa. Schlimmer als erwartet. Die Tage, bevor sich der Todestag zum ersten Mal jährte, waren der reinste Horror. Doch dann war das Trauerjahr vorbei und die schmerzhafte Trauer ist einem ständigen Gedenken gewichen, das gut auszuhalten ist.

Mein Vater fehlt mir. Ich vermisse es, mich in ihm zu spiegeln und von ihm zu lernen. Wenn ich manchmal im Stillen mit ihm rede weiß ich, dass er auf mich aufpasst.

Alles hat seine Zeit.

Dove from Above

The guests have been greeted, the stars are now seated





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